Im Laufe der Geschichte
Die Verleihung der Zeche
datiert auf 1699, wobei schon Jahrhunderte zuvor im
gleichen Grubenfeld der Bergbau auf Steinkohle umging. Das Bergwerk war
mit
Unterbrechungen als Kleinbetrieb vom 17. bis zum 19. Jahrhundert als
Stollenzeche in Betrieb. Die Spuren des
ersten Kohlenabbaus von Alte Haase lassen sich noch heute durch Pingen
und eingebrochene Förderschächte in den
Wäldern um Sprockhövel ausmachen.
Ab 1858 wurde ein neuer
Erbstollen („Edeltraud-Erbstollen“)
in Richtung der letzten Schächte von Alte Haase aufgefahren
und die abgebauten
Kohlen konnten ab 1883 über den Bahnhof von
Sprockhövel auf der Bahnstrecke
Hattingen–Wuppertal abtransportiert werden.
Als die Kohlevorräte oberhalb der
Erbstollensohle abgebaut waren, setzte man
so genannte Unterwerke an und baute unterhalb des Erbstollens ab. Diese
Form
des Bergbaus auf Steinkohle birgt zwar erhebliche Risiken hinsichtlich
der Wetterführung und der Wasserhaltung, wurde aber von den
Bergbehörden geduldet. Das eindringende
Grundwasser wurde mit Handpumpen aus dem Unterwerk geschöpft.
Auf
diese Weise ließ sich der kapitalintensive Übergang
zum Tiefbau noch um einige Jahre verzögern.
Der eigentliche Beginn des Tiefbaus erfolgte
1875 mit der Anschaffung
einer Dampfmaschine, die das in der Grube
anfallende Grundwasser mit einer Kolbenpumpe zunächst etwa 20
m hoch in den
Edeltraud-Erbstollen förderte.
Die Eigentumsverhältnisse
änderten sich ebenfalls beim
Übergang zum Tiefbau. Wurde der Stollenbergbau noch von den in
Sprockhövel
ansässigen Landwirten im Nebenerwerb
betrieben, so musste das für den Tiefbau notwendige Kapital
von auswärtigen Gesellschaften
aufgebracht werden. Jedoch findet sich der Name
„Dothbruch“ immer noch in den
Protokollen der Eigentümerversammlung.
1883 wurde der
Hauptförderschacht mit dem Namen „Julie“
85 m
tief geteuft und erhielt 1897 den letzten
Malakow-TurmDeutschlands. Benannt wurde der Schacht nach
Julie Dothbruch, der Ehefrau des Hauptgewerken der Zeche und Nachfahrin
von
Dietrich Krefting zum Doddebruch, der bereits 1716
die erste Mutung auf Alte Haase einlegte.
1889 förderten
112 Bergleute 27.894 Tonnen Steinkohle.
1904 waren es bereits 414
Bergleute und die Förderleistung
überschritt die 100.000 Tonnen-Grenze. Die Kohle war
anthrazitähnlich und war wegen ihrer
Raucharmut vor allem für den Hausbrand sehr
begehrt.
1907 wurde auf Alte Haase
eine außergewöhnlich technische
Lösung für ein altes Problem des Bergbaus erarbeitet.
Der Tiefbau förderte mittlerweile von der dritten Sohle und
das zugehörige Unterwerk war angesetzt worden. Beim
Weiterteufen zur vierten
Sohle fuhr man vom Unterwerk einen Querschlag bis unter den zu
vertiefenden
Schacht auf und begann von dort aus mit dem senkrechten Hochbrechen.
Gleichzeitig wurde der Schacht vertieft. Der Durchschlag im
Gegenortvortrieb erfolgte am 28. Juli und
passte Zentimetergenau. Ermöglicht wurde diese Leistung durch
eine präzise untertägige Vermessung des
verantwortlichen Markscheiders, wobei nur die damaligen und
vergleichsweise einfachen Messinstrumente wie Kompass,
Maßband und Theodolit zum Einsatz kamen. Ein Verfehlen
des berechneten Ansatzpunktes für das Hochbrechen
hätte erhebliche Folgen nach
sich gezogen, da der zu vertiefende Schacht keinerlei Abweichungen von
der Senkrechten aufweisen durfte.
1919 war der Vorgang der
Eigentumsübertragung abgeschlossen.
Alte Haase befand sich zu 100% im Besitz der Gewerkschaft
Lothringen, einem Kohlenkonzern aus dem nördlichen Ruhrgebiet.
Die
technische Betriebsleitung
blieb dagegen bis Mitte der zwanziger Jahre in den Händen
einheimischer Steiger
1924 teufte man den saigeren Schacht II 344 Meter tief ab. Dieser
Schacht
besaß dabei einen Durchmesser von 4,40 Metern. Er wurde mit
einer Dampfmaschine
ausgestattet, die eine Leistung
von 1.800 Kilowatt
besaß. Die Maschine war in der Lage, einen
Förderkorb mit 8 Förderwagen
zu je 0,9 Kubikmeter Inhalt in drei Minuten zu Tage zu
fördern.
Am 19. September 1925
geriet die Zeche in Absatzschwierigkeiten und wurde
geschlossen. Mitverantwortlich für diesen Konkurs war die
Politik des Rheinisch-Westfälischen
Kohlen-Syndikates, das die Förderquoten
einer jeden Zeche festlegte und somit den großen Bergwerken
im nördlichen
Ruhrgebiet den Anreiz bot, die kleineren Anlagen aufzukaufen und die
freiwerdende Fördermenge im eigenen Revier zu nutzen. Die
betroffenen Anlagen
wurden nach der Übertragung ihrer Quote stillgelegt.
Die von der Arbeitslosigkeit betroffenen
Bergarbeiter von
Alte Haase betrieben die Zeche daraufhin neun Monate lang in
Eigenregie, bis am
1. Mai 1926 mit dem von der Vereinigte
Elektrizitätswerke Westfalen (VEW)
neu errichten Kohlekraftwerk
bei Hattingen ein Kaufvertrag für das gesamte Bergwerk
ausgehandelt werden
konnte. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Materialseilbahn
für den Kohletransport zum
8 km entfernten an der Ruhr gelegenen Kraftwerk errichtet.
1927 förderten
1700 Bergleute auf Alte Haase schon wieder
363.200 Tonnen
Steinkohle, die überwiegend in dem Gemeinschaftswerk
genannten Kohlekraftwerk verfeuert wurden. Daneben wurden
Brikettpressen errichtet, mit denen die
Kohle für den Hausbrand aufbereitet wurden. Die mit den
unverkäuflichen
Kohleresten, Kohleschlamm und Mittelgut betriebenen
eigenen Dampfkessel für den Eigenbedarf waren
großzügig dimensioniert, so dass 1930
mit dem eigenen Kraftwerk 10 Millionen Kilowattstunden elektrischer
Strom
ins öffentliche Stromnetz abgegeben
werden konnten.
1937 wurde der
Höchststand der Förderung mit 382.600 Tonnen
Steinkohle erreicht, von denen 64.000 Tonnen zu Briketts weiter
verarbeitet
wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das
Unternehmen konsequent
modernisiert, indem beispielsweise der Abbau mit dem Einsatz von
Kohlenhobeln mechanisiert wurde. Allerdings
musste der Abbaubetrieb wegen der ungünstigen
der Kohlevorräte immer mehr in die Fläche gehen und
dadurch wurden die
abzupumpenden Wasserzuflüsse bis zu 30mal
größer als die geförderte Menge
Kohle.
Die Zeche versuchte durch Einfassen der
oberirdischen Bäche
in Betonrohre das Problem zu lösen. Hinzu kam mit 3
Kubikmetern förderbarer Kohle pro Erdoberfläche eine
geringe
nutzbare Kohlenmenge zum Tragen, zum Vergleich besaßen die
nördlichen
Ruhrzechen bis zu 50 Kubikmeter förderbare Kohle pro
Quadratmeter Erdoberfläche. Somit stand den
nördlichen Ruhrzechen eine Kohleschicht von 50 Metern Dicke
zur Verfügung, bei Alte Haase waren es nur 3 Meter.
Letztendlich mussten 45 Kilometer lange
Querschläge und Strecken aufgefahren und unterhalten werden,
um die herein gewonnene Kohle zum Hauptförderschacht zu
transportieren. Wegen der langen Anfahrtswege untertage
verkürzte sich die Schicht der Bergleute auf teilweise unter
4,5 Stunden. Um den unterirdischen Transport der Kohle zum
Hauptförderschacht zu verkürzen, wurden
verstärkt Außenanlagen errichtet und die gewonnene
Kohle per LKW abtransportiert.
Am 30. April 1969
erfolgte die Stilllegung der Zeche. Im Zeitraum zuvor waren massive
Bergschäden im Bereich des Schachtes Buchholz aufgetreten, die
das Ende des Unternehmens beschleunigten. Etwa 1000 Bergleute konnten
auf den Zechen nördlich der Ruhr übernommen werden.
Zum Zeitpunkt der Stilllegung galten die wirtschaftlich abbaubaren
Kohlevorräte als weitestgehend erschöpft.
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